Westcoast

Auf der Fahrt nach Queenstown übernachteten wir auf einem echt coolen, liebevoll gepflegten und trotzdem kostenlosen Campingplatz in Lumsden am alten Bahnhofsgebäude. Erschreckend war leider der Zettel auf der Toilette: Camper sollten diese so verlassen, wie sie sie vorgefunden haben und bitte nicht das Waschbecken zum Haare waschen und Geschirr spülen nutzen. „Bitte zeigt doch, dass ihr nicht dreckig seid…“ WTF?! Da schäm ich mich fremd. Aber wie wir leider des Öfteren feststellen mussten, wissen manche definitiv nicht, sich zu benehmen. Wie in Bali: Es ist nicht das Zuhause, also ist benehmen wie die Schweine ok. Man ist ja morgen wieder weg. Kein Wunder, dass Camper an manchen Orten langsam unerwünscht sind oder es ein Haufen Geld kostet. Vielen Dank auch!

Unser nächste Ziel war praktisch der Weg: die Straße hoch zu den Remarkables, einem Skigebiet bei Queenstown. Diese ist eine der steilsten der Welt – aber wir fuhren sie nicht bis zum Ende. Das wollten wir der Serena nicht antun. Aber die Aussicht bis zur Wolkengrenze war fantastisch.bimostitch_pano_1-01-4270x1592

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Ein bisschen neugierig waren wir auf Queenstown, immerhin soll es DIE Stadt auf der Südinsel sein. Aber ganz ehrlich: teure Geschäfte, Massen an Touristen und noch teurere Aktivitäten – das wars. Sicher, der Blick auf den See und der Park ist schön. Aber ansonsten ist es nichts besonderes. Deswegen wurde es nur ein Kurzbesuch auf dem Weg nach Glenorchy.

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Nachdem Mario der Serena den Ersatzschuh anziehen musste, da auf der Innenseite eines Reifens schon das Stahlgeflecht durchschimmerte, bestritten wir am nächsten Tag das andere Ende des Routeburntracks. Bei super Wetter und mit vergleichsweise leichtem Rucksack ging es los. Es herrschte rege Betriebsamkeit auf dem Track, die Vorbereitungen auf die Great Walk Saison (startet auch hier am 24.10.) waren in vollem Gange und wir konnten bei unserer Mittagspause an der Routeburnflat Hut einem Hubschrauber beim Landen und Auf- und Abladen von Gegenständen zusehen; neben der fantastischen Kulisse ein Highlight. Vor allem weil wir es nach dem doch etwas steileren Anstieg zur Routeburn Falls Hut nochmal erleben durften. Coole Sache. Und die Aussicht oben von den Wasserfällen hinab – superb. Nach 6,5 h und ca. 18 km kehrten wir erschöpft, aber durchaus zufrieden zum Auto zurück.

Am nächsten Tag wollten wir Saruman in seinem Turm besuchen. Aber leider war er nicht Zuhause und der Turm nicht zu sehen. Trotzdem ist zu erahnen, dass dieser Ort Isengard aus Herr der Ringe darstellt.

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Ein wenig erschöpft von den letzten Tagen gönnten wir uns etwas Wellness. Ein heißer Pool im Queenstowner Schwimmbad war da Luxus pur. Danach konnten wir uns im Goldgräberstädtchen Arrowtown mit Überresten einer chinesischen Siedlung etwas bilden. Es folgte Wanaka, ein kleines Städtchen, ebenfalls im Touristenboom gefangen. Allerdings nicht so extrem wie Queenstown und die Menschen waren wieder freundlich. Während unsere Wäsche wusch, bummelten wir ein bisschen durch die Straßen. Später, am Übernachtungsplatz angekommen, wanderten wir zu einem Aussichtspunkt mit Blick über Lake Diamond, Lake Wanaka und die Stadt.

So und dann war es mal wieder soweit. Ein Highlight, wie wir es auf unserer Neuseelandreise noch nicht hatten. Der Rob Roy Gletscher. Mit gratis Live-Lawinenvorstellung.

Zur Feier des Sonntages probierte Chefkoch Mario etwas ungewöhnliches: Topfkuchen. Der leider nicht ganz so wollte wie er. Irgendwann gerät auch die beste Campingküche an ihre Grenzen; die nächste bekommt halt einen Backofen.
Seine Laune besserte sich deutlich am nächsten Tag. Der Lake Hawea eignete sich nämlich durch vollkommene Windstille hervorragend zum Steine fidscheln. Beweisfoto:

Leider hielt dann mal wieder das Wetter nicht durch und wir überquerten den verregneten Haast Pass zur Westküste. Zur Mittagspause am Ship Creek hellte sich der Himmel wieder auf. Und es blieb auch schön. Was perfekt war für den Besuch in aller Herrgottsfrühe am Fox Glacier. Wir waren die Allerersten. Ohne Hubschrauber und andere Menschen erkundeten wir das beeindruckende Tal mit dem ewigen Eis. Später am Nachmittag beim Franz Josef Gletscher sah das dann wieder ganz anders aus. Das konstante Dröhnen im Ohr und das Dauerüberholen größerer Touristengruppen tat der Schönheit dieses Gletschers keinen Abbruch. Außerdem waren wir ziemlich begeistert vom Blick auf den Lake Matheson und die dahinterliegende Bergkette, aus der u.a. der Mount Cook hervorragt. Und am Gillespies Beach waren wir den Goldsuchern und Minenarbeitern mal wieder auf der Spur.

In der Nähe von Harihari wollten wir in heißen Quellen baden. Diese waren nicht so verlockend, also führte die wilde Fahrt zur Hokitika Gorge. Meine Güte, die Wasserfarbe erinnert mich voll an Eisbonbons.

Auf dem Weg nach Greymouth betrieben wir ein wenig Namensrecherche. Warum nennt man eine Stadt „Graumund“? fragte der kleine Mario noch. Weil sie hier früher Kohle abgebaut haben und die Abfälle in den Grey River kippten und die Stadt an der Flussmündung ins Meer liegt. Tadaaa! Günstig an der Energiequeele siedelten sich zahlreiche Fabriken an. Wir besichtigten eine mittlerweile verfallene Ziegelmanufaktur, die neben allerhand Historie schöne Fotomotive bot. Um meinen Intellekt weiter auszuweiten, tauschte ich im Kühlschrank an der Straße Bücher. Eine tolle Sache ist das mit den Büchern: Entweder hauen Bibliotheken ihren angestaubten Bestand teilweise umsonst raus oder auf Campingplätzen gibt es sie zum Tauschen oder Backpacker schenken einem eins. Da man eh nicht so viele mit sich rumschleppen kann, ist das Loslassen einfacher. Ok, ja Mario, wir hatten zwischendurch eine kleine Bibliothek im Verlies… Das kann gleich mit in die Verkaufsbeschreibung Serenas: Neben Küche, Schlaf-, Wohn- und Badezimmer auch Bibliothek. Das steigert den Verkaufswert bestimmt nochmal. Das und die neuen Reifen, die wir uns in Greymouth leisten mussten, da die alten die hier zulässige Profiltiefe von 1,5 mm mittlerweile deutlich unterschritten. Ich glaub der Reifenhändler dachte wir sind bescheuert, zumal wir auf allen Reifen zu wenig Luft hatten.

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Zum scheinbaren Start der Motorradsaison fuhren wir zu den spektakulären Pancake Rocks und den zugehörigen Blowholes. Wir hatten Glück, dass grad Flut war und das Wasser noch schöner „reinplatschte“. Inspiriert vom gesehenen gab es zum Mittagessen erstmal selbstgemachte Pfannkuchen.

In Westport begaben wir uns auf unser erstes kleines Straßenfest (vermutlich anlässlich des Labourdaysvam 23.10.) und verbrachten diese und die folgende Nacht auf einem Kinoparkplatz. Weiterhin erkundeten wir die Küste in Richtung Karamea mit einem kleinen Schiffswrack, einem Tunnel ohne versprochene Glühwürmchen und die Oparara Arches. Das war auch wieder sowas. Da denkst du echt, du hast mittlerweile alles gesehen in Neuseeland und dann das.

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3 Kommentare zu „Westcoast“

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